Auch in der Gemeinde Riegelsberg sind nun die Folgen und Schicksale der Bewohner der Kriege in Syrien und Eritrea angekommen. Seit kurzem leben Kriegsflüchtlinge in den beiden ehemaligen Schulhäusern in unmittelbarer Nachbarschaft zum Walpershofer Gerätehaus. Die „neuen Nachbarn“ äußerten schon kurz nach der Ankunft den Wunsch sich gerne bei der Feuerwehr vorzustellen. Ihre Betreuerin, Frau Amal Zaloum, organisierte umgehend ein Treffen zwischen den Kriegsflüchtlingen und den Wehrleuten. An einem Mittwochabend konnten wir sechs interessierte und freundliche Syrer und Eritreer begrüßen. Auch vom Roten Kreuz Walpershofen kamen spontan Markus Litz sowie ein Fußballspieler vom SV Walpershofen hinzu.
Durch Frau Zaloum und einen weiteren Übersetzer aus dem Ort konnten die Sprachbarrieren überwunden werden und sich verständigen. Die jungen Flüchtlinge interessierten sich für die technische Ausstattung der Wehr – es konnte einiges demonstriert werden. Schnell wurde den anwesenden Wehrleuten klar, weshalb der Wunsch bestand, sich bei der Feuerwehr vorzustellen. Die Feuerwache ist für die Flüchtlinge ein Gebäude das Sicherheit vermittelt. Das einzige was in Syrien noch einigermaßen funktionierte war das Feuerwehrwesen, schilderte ein junger Flüchtling. Er selbst half mit bei der Feuerwehr, als viele Feuerwehrmänner der örtlichen Berufsfeuerwehr im Kriegsdienst waren. Ein weiterer Flüchtling berichtete von den unerträglichen Zuständen in seinem Dorf, als die Terrormiliz IS und auch die Truppen des Regierungsregimes einmarschierten und wahllos auf Menschen schossen und alles anzündeten. Ein im Rettungsdienst tätiger Syrer berichtete, dass die meisten Kriegsverwundeten keine Überlebenschancen hatten und verstarben. Viele Kinder unter den Trümmern konnten nur noch tot geborgen werden. „Sein Land liege in Schutt und Asche und die Versorgung mit Lebensmitteln und Medizinischen Gütern ist nicht mehr gegeben“, berichtete der junge Flüchtling weiter.
Über den Libanon und Ägypten wagten die meisten die Überfahrt mit einem Flüchtlingsboot nach Italien. Von dort gelangten sie dann nach Deutschland. Die beiden Eritreer erzählten, dass in ihrem Land die Feuerwehr erst tätig werde, wenn vorher alles bezahlt wird. Sie zeigten sich auch erstaunt dass in Deutschland viele Männer und Frauen unentgeltlich in den Feuerwehren tätig seien und dass Jedem geholfen wird – egal ob Arm oder Reich.
Gerne wollen sie sich alle in der Dorfgemeinschaft integrieren und nützlich machen. Jeder von ihnen hat eine Ausbildung, Beruf oder gar ein Studium absolviert. Man konnte ganz deutlich erkennen dass vor allem Syrien kein Entwicklungsland ist und die jungen Männer sehr westlich geprägt sind. Die Walpershofer Wehrleute waren sichtlich bewegt über die Schilderungen der fast gleichaltrigen Flüchtlinge. Durch das momentan verhängte Arbeitsverbot der jungen Männer, wurde klar, dass ihnen eine Aufgabe fehlt. Gerne würden sie sich bei der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz nützlich machen.
Auch einige wichtige Dinge konnten die Wehrleute vermitteln z.B. die Notrufnummer 112, die Funktion und Handhabung eines Feuerlöschers und das von einem Heizkörper keine Gefahr ausgeht.
Auch erzählten sie, dass sie abends Angst hatten, als bei einem Feueralarm die Sirenen in Walpershofen heulten und sie sich unter Ihren Betten versteckten. Auch dieses Missverständnis konnte nun erklärt werden, dass in Deutschland die Feuerwehr bei größeren Schadenslagen so alarmiert und die Bevölkerung informiert wird. Auch konnte man die neuen Mitbürger beruhigen, dass trotz des vielen Waldes, der Wiesen und Felder es keine gefährlichen Tiere gibt. Aus Angst gingen sie deswegen abends nicht vor die Tür.
So ging nach knapp vier Stunden ein interessanter und informativer Abend für alle Anwesenden zu Ende. Die jungen Flüchtlinge bedankten sich bei den Wehrleuten und waren der Meinung dass dies seit langem für sie ein schöner Tag war.
Mittlerweile haben Sie bei einem zweiten Besuch berichtet dass sie sich sehr willkommen fühlen und auch beim Fußballverein seien schon erste Kontakte geknüpft worden.
Wir freuen uns sehr dass unsere neuen Nachbarn sich in Walpershofen einigermaßen eingelebt haben, und begrüßen sie auch künftig wieder gerne in unserer Feuerwache.
Wer gerne etwas Gutes für die Flüchtlinge tun möchte, kann im Gewerbegebiet Walpershofen (Am Mühlengarten) bei der Einrichtung „Guddes“ (neben dem Wertstoffhof), warme Kleider, Fahrräder, Haushaltsgeräte und ähnliches abgeben.
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Fotos: FW / Frey M.
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